Gathas von Annabelle

Gatha von Annabelle Zinser
für Thich Nhat Hanh anlässlich der Übertragung der Dharmalampe

Die Samen der Freude und des Gleichmuts wässern
Nach einem langen geschäftigen Tag
gehe ich mit meinem kleinen Hund
zu einem späten Abendspaziergang hinaus

Mit jedem Schritt wächst meine Zuversicht.

Ich schaue hinauf zu dem dunkelblauen Himmel,
an dem die weißen Wolken versuchen,
mit dem Vollmond Versteck zu spielen,
aber der scheint einfach nur
und scheint
und scheint

Ich wünsche mir, dass alle Wesen
die Schönheit dieser Nacht genießen können

Gatha von Thich Nhat Hanh bei der Verleihung
der Dharma-Lampe an Annabelle Zinser

Durch die Freude der Übung, wenn mein Herz-Geist
konzentriert ist,
zünde ich das Räucherstäbchen der Achtsamkeits-Übungen an.
Am alten Feuerplatz, brennt das Feuer
Der Klang der großen Glocke schickt seinen Klang,
welcher der träumenden Welt hilft sich aufzulösen.
Menschen aus allen Richtungen fangen an,
in die gleiche Richtung der Erleuchtung zu fließen.

Andere Gathas von Annabelle Zinser

Am frühen Morgen

Früh am Morgen spielen die Eichhörnchen Fangen in den Bäumen
Ein kleiner Dackel steht auf der Wiese und bellt
Er hört fast nichts mehr, er sieht fast nichts mehr,
aber er liebt seine eigene Stimme: Wau Wau, Wau Wau

Die Tür aufschließen
Während ich den Schlüssel
im Türschloss umdrehe
Wünsche ich, dass alle Wesen,
heute sicher und beschützt sein mögen

Rauchschwaden ziehen in den weiten Himmel
Während ich dem Zug der Rauchschwaden
aus dem Schornstein nachschaue
kommen alle meine Gedanken zur Ruhe
und lösen sich in der unendlichen Weite meines Geistes auf

Der Raureif
Der Raureif umhüllt alle Gräser und Steine
mit einem leichten, weißen Kleid
Der achtsame Geist taucht alle schwierigen Gedanken und Gefühle
In den weiten Raum der reinen Beobachtung

                               Die Kirchenglocken
Die Kirchenglocken von gegenüber rufen schon wieder.
Wohin können wir gehen?
Im reinen Land, wo die zehntausend Freuden und Schmerzen eins sind
Gibt es immer ein Plätzchen für uns

Beim Bügeln
Das Bügeleisen gleitet anmutig über die faltige Tischdecke
Und bringt ihre Schönheit erst richtig zum Scheinen
Ein Augenblick der Achtsamkeit und der Konzentration
Glättet alle unruhigen Wellen in meinem Geist

Die Schönheit des Busses, der den Platz umrundet

Ich sitze auf dem Sofa und spüre meinen Atem.
Die Pläne für den kommenden Tag haben noch keine Wurzeln geschlagen:
„Einatmend weiß ich, dass ich einatme,
Ausatmend spüre ich das Leben um mich herum.“

Plötzlich sehe ich wie der Bus in einem weiten Bogen
langsam den Platz umrundet. Ich staune:
„So viel Schönheit, so viel Schönheit…“
Unendliche Stille breitet sich in all meinen Zellen aus.

Einatmend bin ich mir der Kostbarkeit dieses Augenblicks bewusst,
Ausatmend lächle ich ….

Am Computer
Meine Finger gleiten mühelos über die Tasten
Ich freue mich über einige unverhoffte Einfälle.
Plötzlich ertönt der Ton der Achtsamkeitsglocke
Kann ich diese Einatmung, diese Ausatmung wirklich spüren
und mir meiner Freude bewusst sein?

Tierschutzzeitschriften lesen
Spät abends sitze ich an meinem Schreibtisch und lese in den
Tierschutzzeitschriften.
Ich denke, ich bin gerade stabil genug,
um mit dem Leiden der Tiere in den Versuchslaboren und Tierfabriken
in Berührung zu kommen.
Dann sehe ich das Gesicht dieses Schweines
und spüre seine Angst und Verletzlichkeit
Eine unglaubliche Welle der Zärtlichkeit für alle leidenden Tierwesen
durchflutet mein ganzes Sein.

Gassi gehen
Natürlich ist Maxi der netteste Dackel in der Schlossstrasse 13
Wenn ich gehe, bleibt er stehen
Wenn ich nicht gehe, will er gehen.
Interessiert schnuppert er an alten, grünstichigen Steinen und Bäumen.
Ein Wagen hält an,
schon bleibt er stehen
und wartet voller Neugier… wer da wohl aussteigt.
Entzückt lasse ich ihn gewähren.

Heilen
Ich stehe im Laden.
Die Verkäuferin packt mit viel Sorgfalt ein Geschenk ein.
Ich spüre eine Welle der Ungeduld.
Ich muss doch gleich noch dies und jenes – und das auch noch – erledigen.
Plötzlich sehe ich meine Mutter:
War sie nicht manchmal ärgerlich aus dem Laden gerannt?
Ich lächle ihr zu:
„Hallo Elschen, einatmend weiß ich dass wir beide jetzt ungeduldig sind,
Ausatmend lächle ich uns beiden voller Zärtlichkeit zu.“

Ertappt werden
Meine Freundin ertappt mich:
„Du hast mir gerade gar nicht zugehört!“
Ich schaue sie an und lächle ihr zu.

Der Duft des Flieders
Der Frühling lockt mich mit allen Schattierungen von Grün heraus.
zitronengrün, moosgrün, savannengrün, olivgrün…
Dann berührt ein Schwall von Fliederduft meine Nase.
Ich bleibe stehen und rieche…
Leise murmele ich vor mich hin: so viel Schönheit, so viel Schönheit,
kein Wunder, dass wir nicht sterben wollen…..

Glück im Sommer

Der Klang des Lachens ist noch immer klar in meiner Erinnerung.
Der Sommer ist gekommen und die Margueriten strahlen in der flirrenden Mittagshitze.
Die Vögel lassen ihre Lieder in der Dämmerung des Morgens erklingen.
Rosen erfüllen mit ihrem Duft die Stille des Abends….
Ich komme nachhause in diesem weiten Universum…..
-Thay Giac Than- abgewandelt von Annabelle Zinser

Glück im Herbst
Der Klang des Lachens ist noch immer klar in meiner Erinnerung.
Der Herbst ist gekommen und die bunten Blätter beginnen ihren Tanz zur Erde.
Ich höre wie die Regentropfen gegen mein Fenster prasseln.
Der Duft des feuchten Waldes erfüllt mein ganzes Sein.
Ich komme nachhause in diesem weiten Universum

Glück im Winter

Der Klang des Lachens ist noch immer klar in meiner Erinnerung.
Der Winter ist gekommen und jemand schippt Schnee
und kratzt die vereisten Autofenster frei.
Das Mondlicht erwacht und die Schneeflocken tanzen langsam zur Erde.
Ich komme nach Hause in diesem weiten Universum.

Glück im März

Der Klang des Lachens ist noch immer klar in meiner Erinnerung.
Der März ist gekommen, dicke Schneeflocken wirbeln noch durch die Luft.
Bunte Krokusse finden ihren Weg durch den Schnee
und lassen sich von den ersten Sonnenstrahlen erwärmen.
Ich komme nachhause in diesem weiten Universum

Vorbild für die Gathas über das Glück ist ein Gedicht von Thay Giac Than